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Generation Y – „Entsteht gerade ein neues Arztbild?“
Serie Teil IV
zung von Smartphones. Tausende von Apps sind eine ständige Ver- suchung, sich mit ihnen zu be- schäftigen. Das betrifft auch die Generation der heutigen Medizin- studenten (eher Studentinnen, sie sind deutlich in der Mehrheit), fast alle haben ein Smartphone. Als Do- zent für Studierende an der Charité in Berlin erlebe ich das als ständige Herausforderung: Gehen viele Hän- de zum Wischen und Tippen un- ter den Tisch, dann stimmt etwas nicht mit meiner Kursgestaltung. Ich sehe das positiv, als kontinuier- liche Qualitätskontrolle durch stu- dentische Zeige nger und somit als Chance für ständige Verbesse- rungen. Aufmerksame Studentin- nen nutzen das Smartphone aber auch auf dem Tisch: Wenn meine Ausführungen Zweifel wecken, werden sie umgehend bei Google oder Wikipedia „geprüft“. Das wie- derum belebt die Diskussion. Ich bin seitdem auch sehr vorsichtig geworden, insbesondere mit älte- ren Zahlenangaben.
Bleiben wir bei der überschau- baren „Generation“ der heutigen Medizinstudenten. Sie werden die Ärztinnen und Ärzte von morgen sein. Was wird anders in ihrem Arztsein und in der Medizin sein? Meine typische Studentin, ich nen- ne sie mal Jasmin, hat heute nicht nur ein Smartphone. Sie trägt auch keine Bücher mehr über den Cam- pus, sondern ein Notebook oder ein iPad. So kommt sie schnell an alle möglichen Informationen. Dies ist ihr seit früher Jugend vertraut. Der Kopf bleibt frei für anderes und Neues. Gefragt sind Sitzplätze in Steckdosennähe. Jasmin ist heu- te wohl auch reicher als frühere
In unserer Serie haben wir die Generation Y bereits aus den un- terschiedlichsten Blickwinkeln be- leuchtet. wir hatten uns gefragt, auf was wir uns in der medizini- schen Fortbildung bei der Inter- netgeneration einstellen müssen. Auch über die Diskussion mit jun- gen Ärzten und Medizinstuden- ten im Rahmen des System Dialog Med.-Projektes Fortbildung 2020 hatten wir berichtet. In unserer aktuellen Ausgabe möchten wir Dr. Erich Schröder zu wort kom- men lassen. Der Arzt, der selbst der nachkriegsgeneration angehört und viele Jahre in eigener Praxis gearbeitet hat, ist heute lehrbe- auftragter an der Charité universi- tätsklinik Berlin und hat seine ganz eigene Sicht auf die nachwachsen- de Medizingeneration.
Lassen Sie uns mit einigen kri- tischen Fragen beginnen: Was ist eine Generation? Wann beginnt die nächste Generation? Morgen? In einem Jahr? In 10 oder 20 Jahren? Kann man eine Generation über- haupt pauschal beschreiben? Kann man meines Erachtens nicht. Das Individuum mag Trends folgen oder eben auch nicht. Was vielleicht die meisten gut  nden,  nden lange nicht alle gut. Auch eine „Generati- on“ besteht aus Individuen. Trends entwickeln sich in zufälliger Abfol- ge und sprechen jeweils bestimmte Altersgruppen an. Übrigens nicht nur junge Leute, es gibt Trends in allen Altersgruppen. Auch heutige Rentner sind anders als früher.
Sprechen wir also über Trends. Ein gewaltiger (vielleicht schon wieder abnehmender?) Trend ist beispielsweise die exzessive Nut-
Studentengenerationen. Wenn sie ihren Abschluss macht, muss sie sich nicht um eine gut bezahlte Weiterbildungsstelle sorgen. Bei mehr als 5.000 fehlenden Kli- nikärzten werden ihr diese ohne- hin von allen Seiten angeboten. Sie hat die Wahl – und kann auch Bedingungen formulieren: Nicht nur bei den Arbeitszeiten müssen Kliniken heute flexibler sein als früher. Auch eine entsprechende „Work-Life-Balance“ gilt als Selbst- verständlichkeit. Dazu gehört al- lerdings auch ein hoher Anspruch auf Selbstentfaltung in der eigenen Arbeit. Mit diesem neuen Selbstbe- wusstsein stößt Jasmin dann in ein Gesundheitssystem, das ebenfalls in den letzten 20 Jahren erhebli- chen Veränderungen unterworfen wurde. Hier seien nur die wichtigs- ten aufgeführt:
Trends im Gesund- heitswesen
• Die ökonomie herrscht in Klinik und Praxis zunehmend über die ärztliche Entschei- dungsfreiheit. Die Auswahl der Behandlungsmethode oder des Arzneimittels folgt immer mehr ökonomischen Überlegungen und Regeln.
• Die Spezialisierung der ärzt- lichen Tätigkeit nimmt rasch zu. Gesetzgeber und Krankenkassen unterstützen diesen Trend durch Forderungen nach Mindestmen- gen für bestimmte Behandlun- gen.
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