Page 5 - Im Dialog
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mit Waldbaden übersetzen lässt, wird die Stille des Waldes genutzt, um Stress abzubauen und Kraft zu tanken.
Wie mit dem subjektiv empfun- denen Lärm ist es auch mit Stille so eine Sache. Für den einen mag sie wohltuend sein, für den anderen ist sie ein gefährlicher Unruhestifter, wie der österreichische Dichter Ernst Ferstl in seinem Buch „Heutzutage“ befindet.
Völlige Stille ohne jede Reflexi-
on, wie sie in einem schallisolierten
Raum (Camera silens) herrscht, ist
sogar gefährlich. Wird jeder Schall
geschluckt, fehlt die akustische
Orientierung. Bei einem Aufent-
halt über eine längere Zeit in einem
solchen Raum kann dies zu einer
sensorischen Deprivation (Entbehrung, Entzug) führen, wo- raus Halluzinationen entstehen können. Tontechniker, die in schallisolierten Räumen arbeiten, dürfen sich darin immer nur für eine bestimmte Zeit aufhalten.
Stille in der Moderation und Präsentation
Die Pause, in der Stille entsteht, ist in Veranstaltungen und Vorträgen ein Stilmittel, von dem alle etwas haben. Pausenloses Sprechen tötet die Dynamik und erschwert das Zuhören. Allgemein bekannt ist die Stille zum Auftakt einer Veranstaltung. Die Türen sind geschlossen, die Teilnehmer haben ihre Plätze eingenommen, der Moderator oder Referent nimmt Blickkontakt mit dem Publikum auf und beginnt: mit einer Pause. So lenkt er die Aufmerksamkeit auf seine Person. Es wird ruhig beziehungsweise still. Während des Moderierens und Vortragens sollten auch immer wieder Pausen eingelegt werden – in Stille ohne „äh“ oder „hm“. Gezieltes Innehalten wirkt nicht nur souverän, es erleichtert den Teilnehmern, dem Gesagten zu folgen und es zu verarbeiten. Auch ergibt sich die Chance für eventuelle Rückfragen. Pausen sind sogar Pflicht, wenn man als Moderator oder Referent spürt, die Botschaft kommt bei den Teilnehmern nicht an. Wird nicht geklärt, woran dies liegt, könnte es später zu einem betre- tenen Schweigen und damit zu einer ungewollten Stille aus dem Auditorium kommen.
Gezielte Stille während der Moderation oder des Vortrags kann für gewollte Irritation oder Überraschung sorgen. In je- dem Fall baut sie Spannung auf:„Was kommt jetzt?“ Mithilfe solcher Wirkungspausen lassen sich inhaltlich Schwerpunkte
setzen und einzelne Botschaften nachhaltiger vermitteln. Damit das in der Stille Innehalten erfolgreich funktioniert, sollte es nicht zu häufig angewandt werden und die Länge
der Pause richtig gewählt sein. Zu kurz, wird die Stille nicht wahrge- nommen. Zu lang, kann es zu Unmut bei den Teilnehmern führen, ebenso wie zu häufig gesetzte Pausen.
Schließlich kann Stille entste- hen, die nicht unbedingt geplant ist. Zum Beispiel, wenn nach einem Vortrag vom Moderator eine Frage ins Auditorium gestellt wird. In Stil- le eine erste Antwort abzuwarten ist Voraussetzung dafür, dass die Teilnehmer sich aktiv einbringen. Was aber, wenn auch nach längerem Warten keine Antwort kommt? Wie lange sollte die Stille anhalten? Hier
spielen Erfahrungen und die Fähigkeit des Moderators, even- tuell auch eigene Unsicherheiten auszuhalten, eine große Rolle. Je länger ein Moderator einen Raum der Stille halten kann, desto besser. Denn: Stille setzt intensive Denkprozesse in Gang. Eine gute Voraussetzung, um die Teilnehmer zu aktivieren. Ein erfahrener Moderator weiß auch, wann er die Stille durchbrechen muss, etwa mit einer zusätzlichen Detailfrage oder einer Nachfrage zum Verständnis.
Das Moderatorenteam der SDMED trifft sich regelmäßig in Qualitätszirkeln. In diesen wird unter anderem über Pausen und Stille als Herausforderung in der Moderation gesprochen. Die Kollegen tauschen Erfahrungen aus und schildern ihren Umgang damit.
„Stille aushalten“ ist auch immer wieder ein hochspan- nender und höchstrelevanter Programmpunkt in Moderati- onstrainings, die SDMED für wissenschaftliche Referenten und MSL/AD-Mitarbeiter durchführt. n
      Trainings zur Moderation und Präsentation
Möchten Sie im Rahmen von Präsentationen oder Moderationen u.a. den Umgang mit Stille erlernen, fragen Sie nach unseren Trainings:
Carmen Daniels, Projektleitung Konzeption +49 2203 1006 366, c.daniels@sdmed.de
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