Page 4 - Im Dialog
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Stille ...
... Stilmittel in Moderation und Präsentation
Über Stille als Stilmittel und warum wir die Abwesenheit von Geräuschen und Lärm mal als wohltuend und mal als beunruhigend empfinden.
Betretenes Schweigen oder gespannte Ruhe. Es ist ein schmaler Grad, auf dem sich in Veranstaltungen und Fortbil- dungen mit Stille erfolgreich arbeiten lässt. Gut geplant und im richtigen Timing sorgen Sprechpausen für Spannung und damit für eine erhöhte Aufmerksamkeit. Auch in der Inter- aktion sollten Moderator und Referent Stille nicht scheuen, wenn sie die Teilnehmer wirklich aktiv einbeziehen wollen. Was aber, wenn anfängliches Schweigen zum unsicheren Stillschweigen wird?
Stille, abgeleitet aus dem althochdeutschen Wort Stilli, bezeichnet jene Lautlosigkeit, die durch Abwesenheit aller Geräusche empfunden wird. Auch das Verb stillen entspringt der Stille. Wird der Säugling ruhig beim Trinken, kehrt Stille ein für Mutter und Kind.
Das Pendant zu Stille ist Lärm. Was genau Lärm ist, lässt sich nicht exakt definieren und hängt auch von unserer Be- wertung ab. Ein tropfender Wasserhahn ist nicht wirklich laut, kann aber sehr störend sein und damit als laut empfunden werden. Und schon Kurt Tucholsky befand:„Der eigene Hund ist nicht laut, er bellt.“
Der Gesetzgeber definiert Lärm nach seiner Lautstärke, gemessen in Dezibel. Werte ab 85 Dezibel gelten als schädlich fürs Hörorgan. Ein Lastwagen, der vorüberfährt, misst rund 90 Dezibel, auf Rockkonzerten und in Diskotheken liegt der Schallpegel zwischen 95 und 100 Dezibel oder darüber. Ein Düsenjet bringt es auf 130 Dezibel. Nicht nur die Lautstärke, auch die Hördauer birgt Risiken. Eine Dauerbeschallung mit Musik über Kopfhörer liegt in der Regel unter 85 Dezibel, aber sie verhindert die Erholung der sogenannten Zilien (feinste Härchen auf den Haarzellen) im Innenohr. Diese verkleben oder brechen ab, was zu Hörschäden führen kann.
Welchem permanenten Geräuschpegel wir tagtäglich ausgesetzt sind, ist uns oft gar nicht bewusst. Stimmen, Maschinengeräusche, Verkehrslärm, Computer, Fernseher, Radio – es summt, brummt, klingelt, rauscht, läutet eigentlich immer etwas. Ständiger Lärm verursacht Stress und macht auf Dauer krank. Immer mehr Menschen sehnen sich nach Momenten der Stille und Ruhe. Die Zahl der Angebote, die diesem Bedürfnis – sei es durch Schweigeseminare oder Me- ditationskurse – Rechnung tragen, steigt. Just ist ein neuer Trend aus Japan im Kommen. Beim Shinrin-yoku, was sich
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