Page 11 - im Dialog - Online/Offline
P. 11

 PRIVAT
Ralph Adolphs und sein Team vom California Institute of Technology in Pasadena haben herausgefunden: Man kann versuchen, Furcht noch so gut zu verbergen, an den Augen lässt sie sich immer ablesen.
Erklären lässt sich diese Reaktion aus der Evolution. Für die Urmenschen war es sehr wichtig, beim Fliehen oder Kämpfen gut und scharf zu sehen. Er- weitern sich die Pupillen, fällt mehr Licht ins Auge, die Sicht wird schärfer.
... und Stimme
Unsere Stimme, unverwechselbar
Unsere Stimme ist so individuell und einzigartig wie unser Fingerab- druck und sie verrät noch mehr über uns als unser Blick. Auch verschiedene Krankheiten schlagen sich in der Stim- me nieder.
Erstaunlich aber wahr: Es gibt keine zwei Stimmen, die völlig identisch klin- gen. Das liegt unter anderem an der Art der Tonerzeugung.
In den USA helfen stimmbasierte Lügendetektoren nach dem Prinzip der „Voice Stress Analysis“, Verdächtige beim Flunkern zu entlarven, indem sie das Zittern der Stimmmuskulatur auf Grafiken sichtbar machen. Täuschung ist nur schwer möglich. Tiefe Gefühle spiegeln sich in der Stimme wider. Nur professionelle Schauspieler sind in der Lage, Stimmungen vorzutäuschen.
Kocht jemand vor Wut oder ist er traurig: Das ist nicht nur für aufmerksame Zuhörer erkennbar, es lässt sich auch an wissenschaft- lichen Parametern festma- chen. Ärgerlich klingt unsere Stimme höher, da die Anzahl der Betonungen deutlich zunimmt. Im traurigen Zu- stand erhalten die Obertöne im höheren Frequenzbereich
weniger Energie, die Stimme klingt ge- dämpft. Freudige Erregtheit wiederum führt zu einer größeren Variationsbrei- te in der Satzmelodie und zu deutlichen Tonhöhenänderungen („trällern“). Bei Angst wird die Satzmelodie eintönig, aber in einer deutlich höheren Tonlage als bei Trauer. Bereits in den 1950er- Jahren gab es Untersuchungen zu stimmlichen Veränderungen bei De- pressionen und akuter Suizidgefahr.
Diesen einzigartigen Blick ins Innere, will die Medizin künftig ver- mehrt nutzen, um Krankheiten früh an stimmlichen Veränderungen fest- zumachen. n
Eine Vergrößerung unserer Pupil- len – auch als brow-flash-response bezeichnet – ist auch eine globale Sympathiegeste, wie der Verhaltensfor- scher Irenäus Eibl-Eibelsfeldt weltweit nachweisen konnte. Das heißt, echte Sympathie lässt sich an erweiterten Pupillen erkennen. Deshalb sagte Hum- phrey Bogart in dem legendären Film Casablanca wohl auch: „Ich schau dir in die Augen, Kleines.“
Beginnend beim
Luftstrom aus der Lunge, den Stimmlippen und dem Mund, sorgen Nasen- und Rachenraum für den typischen Klang einer jeden Stimme. Nichts verrät so viel über un- sere Persönlichkeit und Stimmung wie unsere Stimme. Sind wir selbstbewusst oder unsicher, angespannt oder locker?
11




















































































   8   9   10   11   12