Page 7 - im Dialog 30 2019

THEMA
Raymond Kurzweil
Raymond „Ray“ Kurzweil, Jahrgang 1948, US-Ame- rikaner, Autor, Futurist und seit 2012 technischer Ent- wicklungsleiter bei Google, gilt als innovativer Schöp- fer. Er zählt zu den Pionieren in der Entwicklung von Spracherkennungssystemen und Zukunftstechnologien im Bereich elektronischer Musikinstrumente, insbe- sondere von Keyboards. In seinen Büchern beschäftigt er sich mit Themen wie Zukunftsforschung, Techno- logischer Singularität und Transhumanismus. Unter dem Begriff Technologische Singularität,
den Raymond Kurzweil in seinem 1998 erschienen Buch „The Singularity is near“ prägte, wird in erster Linie ein Zeit- punkt verstanden, an dem künstliche Intelligenz (KI)
die menschliche Intelligenz übertrifft. Transhumanismus (zusammengesetzt
aus lateinisch trans = jenseits, über, hinaus
und humanus = menschlich) ist eine philosophische Denkrichtung, die die Grenzen menschlicher Möglich- keiten, sei es intellektuell, physisch oder psychisch, durch den Einsatz technologischer Verfahren erweitern will.
In seinem jüngsten Buch „Danielle: Chronicles of a Su- perheroine“, erschienen in Englisch im Juni 2019, erzählt Raymond Kurzweil in Romanform die Geschichte eines
frühreifen jungen Mädchens, das seine Intelligenz und Beschleunigungstechnologieneinsetzt,umdiegröß-
ten Herausforderungen der Menschheit zu lösen.
Oben: Logo Transhumanismus (H+ oder h+ abgekürzt)
Kontinuität allgemein
Kontinuität leitet sich ab aus dem Lateinischen continuare, was so viel bedeutet wie „fortfahren oder zusammenhängend weiterführen“.
Kontinuität physikalisch
Kontinuität bezeichnet einen lückenlosen Zusam- menhang, eine Stetigkeit, einen fließenden Übergang, einen durch keine Grenze unterbrochenen Zusam- menhang, einen ununterbrochenen, gleichmäßigen Fortgang. Es wird also ausgedrückt, dass sich Prozesse bzw. Veränderungen in der Natur nicht sprunghaft und plötzlich – diskontinuierlich – vollziehen, sondern prin- zipiell kontinuierlich bzw. stetig. Er schließt auch aus, dass etwas ins Nichts verschwindet oder aus dem Nichts entsteht (Energieerhaltungssatz).
Kontinuität künstlerisch
Die Skulptur Kontinuität von Max Bill (1908 – 1994) – auch Koloss von Frankfurt genannt – ist ein Hauptwerk der Züricher Schule der Konkreten, deren Vertreter in den 1930er-Jahren Formen entwickelten, die nicht in der Natur vorkommen. Das Bildwerk wurde aus einem Rohblock geschaffen, der 180 Tonnen wog und für dessen Transport eine Straße aus dem sardinischen Stein- bruch zur Hauptstraße aufgeschüttet werden musste, bevor er mit dem Schiff nach Marina di Carrara kam. Dort wurde die „Kontinuität“ in zweieinhalb Jahren Arbeit geformt und poliert, bevor sie 1986 in der Taunusanlage in Frankfurt aufgestellt werden konnte. Dabei entstand eine der schwersten Granitskulpturen der Welt. Die
„Kontinuität“ war für Bill „Mischung aus Unendlichkeit, Omega und kosmi- scher Schlange“.
7