Page 4 - Im Dialog
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Pro und Contra auf den Punkt. Die Debatte als didaktisches Prinzip
Gerade bei medizinisch-wissenschaftlichen Themen gibt es oft ein Für und Wider. Dies im Detail auszudiskutieren, braucht Zeit und den Willen zur Vertiefung. Ist ein Thema aber brisant genug, lohnt es durchaus, es im Rahmen eines Workshops oder Kongresses bewusst polarisierend auf den Punkt zu bringen und es mittels Debatte auszutragen. Die Debatte gilt als Königsdisziplin der interaktiven Kommunikation. Was braucht es, damit sie gelingt?
THEMA
In England hat Debattieren eine lange Tradition. Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts gründeten Studenten in Oxford und Cambridge erste Debattierclubs. Allgemein bekannt ist hier die Debatte im Oxford-Style (siehe Grafik Seite 7). Geleitet von ei-
nem Moderator zeichnet sie sich im Grundsatz dadurch
aus, dass jeweils zwei Redner der Pro- und Contra-Seite ab- wechselnd kurze Eingangsplädoyers halten, im Anschluss zur Beantwortung von Fragen aus dem Publikum zur Verfügung stehen und mit einem Schlussplädoyer enden.
Hierzulande wurde das Debattieren lange Zeit eher stief- mütterlich behandelt. Zu den ältesten deutschen Formaten der Publikumsdebatte zählt die Tübinger Debatte aus dem Jahr 1990. Für viele klingt Debat- te bis dato auch mehr nach Auseinandersetzung und Streit, denn weniger nach Konsens, den man im Rahmen von Workshops und Kongressen allgemein erreichen möchte.
Doch das Verständnis von Debatte ändert sich gerade. Inzwischen gibt es auch in Deutschland eine ganze Reihe Debattierclubs, gar einen Verband der Debattierclubs an Hochschulen. Immer mehr Stu- denten entdecken die Lust am kultivierten Streiten und treffen sich, um Wortgefechte auszutragen. Dabei geht es weniger um das Streiten an sich, als vielmehr um das Erlernen rhetorischer Fähigkeiten. Beim Debattieren lässt sich lernen, was in der Kom- munikation allgemein nützlich ist: freies Reden, klares, präzises Argumentieren, genaues Zuhören sowie das Darstellen komplexer Sachverhalte. Debattieren will also gelernt sein.
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Meine Debatte: Können elektronische Medien den Kontakt zu Freunden (sogar) verbessern?
Als Vater von vier „vernetz- ten“ Mädchen im Alter von 7 – 16 könnte mir diese Debatte helfen, meine Sichtweise zu schärfen und damit bessere Argumente den Kindern gegenüber zu haben.
Ralf Beilmann Account Director / Moderation SDMed. AG