Page 9 - Im Dialog
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KoMMEntar
Diese Entwicklung könnte das aktuell diskutierte eHealth-Gesetz sozusagen rechts überholen. Ne- ben der darin geplanten Daten- autobahn im deutschen Gesund- heitswesen entsteht ein weiteres Netzwerk von Gesundheitsdaten, das auf der sehr populären App- le-Struktur mit iPhone und iPad basiert. Insbesondere die gesetzli- chen Krankenkassen werden nicht amüsiert sein, dass das von ihnen gewünschte Monopol der Gesund- heits-Datenautobahn durch eine parallele Datenstruktur mit mögli- cherweise weit größerem Potenzial untergraben wird.
Eine Studie zeigt, dass durch- aus bei vielen Menschen die Be- reitschaft besteht, individuelle Gesundheitsdaten offenzulegen. Aktuelle rechtliche Hindernisse, wie das ärztliche Standesrecht und der Datenschutz, würden sich letztlich den neuen Gegebenheiten anpas- sen.
Ganz neue Perspektiven wür- de der Einsatz von ResearchKit für die Nutzenbewertung von Arznei- mitteln und anderen therapeuti- schen Verfahren eröffnen. Die in die Kritik geratene Anwendungs- beobachtung neuer Arzneimittel würde damit eine ganz neue und
gewaltige Dimension erhalten. Bei häu gen Erkrankungen könnten in kurzer Zeit womöglich einige Hun- derttausend Verlaufsbewertungen empfangen werden.
Die Aussagekraft einer derart breiten Datenbasis aus der An- wendungspraxis wäre vermutlich deutlich wertvoller als die eines üb- lichen Studienumfangs unter steri- len klinischen Bedingungen. Wäre „evidenzbasierte Medizin“ dann wegen der „iNutzenbewertung“ womöglich neu zu de nieren?
dr. MEd. Erich schrödEr arzt und gesundheitspolitischer Kooperationspartner der system dialog Med. ag
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