Page 8 - Im Dialog
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„An apple a day keeps the doc- tor away“, so lautet eine traditio- nelle Gesundheitsregel. Bekommt diese Regel heute eine ganz neue Bedeutung? Dass Äpfel gesund sind, ist ja bekannt, aber nun nimmt auch der US-Konzern Apple dies für sich in Anspruch. Und er könn- te sich damit in einiger Zeit zum Oberarzt der Welt aufspielen. Was ist passiert?
Die Nutzer von Apple-Gerä- ten sollen nach aktuellen Plänen des Konzerns dazu beitragen, die medizinische Forschung auf eine ganz neue und außerordentlich breite Datenbasis zu stützen. Jeff Williams, Senior Vice President of Operations bei Apple, stellte am 9. März auf einer Veranstaltung in San Francisco das neue Research- Kit vor, das insbesondere für die Auswertung medizinischer Daten vorgesehen ist. Die Daten wer- den, so die Apple-Vision, in aktuell 700 Millionen iPhones von deren Nutzern generiert.
Das ResearchKit ist ein Open- Source-Framework, das einerseits Daten einsammelt, die im iPhone automatisch und ständig erhoben werden, wie zum Beispiel durch Beschleunigungsmesser, die dem Nutzer die Anzahl seiner täglichen Schritte und Treppenstufen anzei- gen. Diese Funktion ist im iPhone 6 integriert und nicht abschaltbar. Darüber hinaus kann der Nutzer weitere ResearchKit-Apps laden und nutzen, deren Daten dann weitergeleitet und ausgewertet werden. Die ersten fünf solcher Apps sind heute bereits verfüg- bar und sollen der Diagnostik und Verlaufsbeobachtung verschiede- ner Erkrankungen dienen, diese sind die Parkinson-Erkrankung,
der Diabetes mellitus, bestimm- te Herzkrankheiten, Asthma und Brustkrebs.
Das Potenzial der so angesto- ßenen Entwicklung für die Ver- sorgungsforschung ist gigantisch. Auch wenn anfangs vielleicht nur ein bescheidener Anteil der Apple- Nutzer sich tatsächlich aktiv mit eigenen Daten einbringt, es werden sehr schnell Größenordnungen der Datenbasis erreicht, die alles Bishe- rige weit in den Schatten stellen. Und auch die im iPhone und mit den bereits vorhandenen fünf Apps erfassten Messparameter sind si- cher nur ein kleiner erster Anfang. Unklar bleibt bisher noch, wie die Forschung auf diese Daten zugrei- fen kann.
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