Page 8 - Heft 18 - 2013
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ZUKUNFT
ZUKUNFT
Generation Y
„Arbeiten, um zu leben – nicht andersherum. Das wäre echt schön.“
In unserer letzten Ausgabe Im Dialog hatten wir an dieser Stel- le die Frage gestellt, auf was wir uns einstellen müssen bei der Generation Y, speziell
im Bereich medizini-
scher Fortbildungen.
Der Auftakt zu unserer
Serie sorgte für große
Resonanz und wir er-
hielten interessante
Hinweise zu weiteren
Beiträgen. Zum Beispiel
zu einem offenen Brief
einer Medizinstudentin
an die Klinik-Chefärz-
te. Auszüge dieses auf
DocCheck erschienen
Beitrags und Zitate der zahlreichen Kommen-
tare möchten wir nut-
zen, um Ärzte der Ge-
neration Y, die jetzt als Assistenzärzte in den Startlöchern stehen, et-
was genauer unter die
Lupe zu nehmen.
Der offene Brief ei-
ner jungen Ärztin, die
sich selbst als Vertre-
terin der Generation
Y bezeichnet, beginnt
harmlos mit der An-
rede „Liebe Chefärz-
te“, um im nächsten Punkt direkt deutlich zu machen, dass die junge Medizinergeneration „in Aufbruchstimmung“ sei und sich „irgendwie gerade etwas ändere“. Gemeint ist damit die Forderung, dass Kliniken neue Arbeitsmodel- le entwickeln und Infrastrukturen schaffen müssten, um „modernen Anforderungen“ einer neuen Gene- ration, die Arbeit und Privatleben
Serie Teil II
in ausgewogener Balance leben möchte, gerecht zu werden. Dies gelte insbesondere in Anbetracht der steigenden Zahl an Frauen
in der Medizin. Wei- ter wünscht sich die Autorin eine „Begeg- nung auf Augenhö- he“ zwischen Chef- und Assistenzärzten. Schließlich seien diese „hervorragend ausgebildet, sprach- gewandt, mobil und selbstbewusst“. Wen- gleich sie auch eine gewisse „Verwöhnt- heit“ der Generation Y einräumt, für die sie aber auch nichts kön- ne. Schließlich ließen die Eltern der „Digital Natives“ ihren Kindern ungeteilte Aufmerk- samkeit zukommen. Auch sei es nicht so, dass Vertreter der Ge- neration Y die „Arbeit scheuten“ und nicht bereit seien viel „Zeit und Engagement in den Beruf zu stecken“. Aber was nicht gefällt, ist die „Voraussetzung zur Bereitschaft, über-
proportional viel zu arbeiten und private Dinge hintenanzustellen“. Floskeln wie „Wir haben damals auch gelitten, da müssen Sie jetzt durch“ oder „Glauben Sie nicht, dass Ihnen etwas geschenkt wird“ zeigen wenig Wirkung. Für die Ge- neration Y zählt vielmehr „ein Chef, mit dem sich reden lässt und der einem das Gefühl gibt, auf persön- liche Bedürfnisse einzugehen“. Fa-
zit der Autorin: „Heute muss sich nicht nur der Assistenzarzt in der Klinik bewerben, auch die Klinik muss sich um den jungen Arzt be- mühen. Schließlich hätte er in der derzeitigen Arbeitsmarktsituation die Wahl.“
Zustimmung und Empörung
Manche Leser inden diesen Bei- trag sehr treffend, andere halten ihn für mutig, gerade für jemanden, der erst am Anfang seines Berufs- lebens steht, andere lehnen ihn schlichtweg ab. Ein Vertreter der Generation X kommentiert: „Will- kommen in der Zeit wirtschaftli- chen Denkens, in der Klinikstruktu- ren aus Kostendruck eng gestrickt sind und ständig mehr Arbeiten in den geregelten 8-Stunden-Tag gesteckt werden“. Auch unter den Vertretern der Generation Y gibt es unterschiedliche Auffassungen: „Ich gehöre zur Generation Y, halte diesen Beitrag aber für eine absolut widerliche und peinliche Selbstbe- weihräucherung.“ Worum geht es letztlich? Offensichtlich stellt eine Generation die Arbeitsmodelle und den zeitlichen Einsatz ihrer Vorgän- gergeneration infrage, verbunden mit der Forderung, dass Beruf, Fa- milie, Kinder und Freizeit verein- bar sein müssen. Ist das letztlich nicht eine Forderung, die auch die Generation X stellt oder richtiger sich wünscht? Leiden nicht auch sie unter täglicher Überlastung und zeitlich hohen Anforderungen des Klinikalltags? Der Kommentar ei- ner Ärztin bringt es auf den Punkt: „Arbeiten, um zu leben – nicht andersherum. Das wäre schön.“ So sollten Chefärzte vielleicht der Aufforderung der Briefautorin fol- gen: „Wenn Ihr Euch ein wenig auf uns einlasst und neuen Ideen zu- mindest eine Chance gebt, dann kriegen wir das gemeinsam hin.“
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