Page 2 - Im Dialog #39
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 Meldungen
    Hummel-Hummel-Coaching
Was der Mensch nicht kann, lässt er sich von anderen Menschen beibringen. Mit- hilfe dieses „kulturellen Lernens“ konn- te sich komplexes Wissen im Lauf der Menschheitsgeschichte kumulieren und vermehren. Doch allein ist der Mensch damit nicht. Soziales Lernen komplexer Aufgaben funktioniert schon bei Hummeln! Forscher:innen der Queen Mary University of London brachten einigen Hummeln bei, eine zweistufige Aufgabe zu lösen – zu komplex, als dass die Hummeln sie ohne Hilfe hätten lösen können. Danach wurde eine untrainierte Hummel dazu gesetzt und durfte zusehen, wenn eine trainierte die Aufgabe löste. Und siehe da: Das Hummel- Hummel-Coaching trug Früchte! Die un- trainierten Tiere konnten die Aufgabe im Anschluss ebenfalls lösen. Es scheinen also doch nicht nur höher entwickelte Lebewe- sen zu komplexem sozialem Lernen fähig zu sein. Was die spannende Perspektive eröffnet, dass auch Insekten eine Form von Kultur durch Nachahmung entwickeln. Und das nur, um an ein bisschen Zuckerwasser zu kommen.
Quelle: Nature, doi: 10.1038/s41586-024-07126-4
Frühaufsteher? Neandertaler-DNA!
Sind Sie morgens putzmunter? Dann ha- ben Sie das eventuell den Neandertalern zu verdanken. Eine Zeitlang lebten Homo sapiens und Neandertaler Seite an Seite. Wie die einzelnen Gruppen auf gemischte Paare reagierten, ist nicht überliefert. Fakt ist aber, dass es sie gab, denn etwa zwei Prozent der DNA von Europäern gehen auf den Neandertaler zurück. Während viele Genvarianten der Neandertaler im Lauf der Evolution wieder verschwanden, blieben die nützlichen erhalten: Sie unterstützen z.B. den Fettabbau, stärken das Immunsys- tem und sorgen für unsere helle Haut. Die
Damit haben wir nicht gerechnet!
Bei monotonen Aufgaben nimmt die Auf- merksamkeit irgendwann ab – stimmt’s? Bei Suchaufgaben zum Beispiel nehmen die Fehler bei der Erkennung mit der Dauer zu, oder?
Nein!
Ja, so haben wir auch geguckt. Aber neue Untersuchungen zeigen, dass an der seit über 70 Jahren bestehenden „Wahrheit“ doch etwas faul sein könnte. Die meisten Ergebnisse zur Aufmerksamkeit entstan- den unter Laborbedingungen. Ihre Über- tragbarkeit auf reale Aufgaben wurde nie untersucht. Dies haben Forscher:innen nun
Studie eines amerikanischen Teams zeigt nun, dass einige Gene, die den Chronotyp bestimmen, ebenfalls von den Neander- talern stammen. Zumindest bei einem Teil der modernen Europäer. Und eben die sind chronobiologisch eher Frühauf- steher als Nachteulen. Die Genvarianten halfen den Neandertalern vermutlich, mit den wechselnden Tageslängen in Europa umzugehen. Wenn Sie also ein Frühauf- steher sind, tickt Ihre innere Uhr vielleicht nach Neandertaler-Zeit. Und wenn Sie ein Morgenmuffel sind, wissen Sie jetzt: Neandertaler – das sind die anderen!
Quelle: Genome Biology and Evolution, 2023, doi: 10.1093/gbe/evad203
nachgeholt: Sie ließen 360 Radiolog:innen Mammographie-Aufnahmen beurteilen. Ergebnis: Die Anzahl falsch-positiver Ergebnisse nahm ab und die Entschei- dungsgeschwindigkeit stieg an, je länger die Proband:innen am Stück beurteilten. Die Rate übersehener Anzeichen von Krebs stieg hingegen nicht an. Die Radiolog:innen wurden demnach schneller und genauer. Die Forschergruppe spricht sich daher da- für aus, auf die festen Vorgaben zu Arbeits- und Pausenzeiten zu verzichten und das radiologische Fachpersonal diese Zeiten selbst festlegen zu lassen.
Quelle: Proceedings of the National Academy of Sciences, doi: 10.1073/pnas.2309576121
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