Page 4 - im Dialog 30 2019
P. 4

Kontinuität & Veränderung Vom Umgang mit stetem Wandel
„Kaum etwas ist so beständig wie der Wandel“, befand der griechische Philosoph Heraklit bereits vor rund 2.500 Jahren. Ist unser aktuelles Gefühl, dass sich alles schnel- ler dreht, wandelt und Veränderungen in immer kürzerer Zeit stattfinden, am Ende nur eine subjektive Wahrnehmung und galt dies immer schon? Oder ist es tatsächlich so – wie Zukunftsforscher Raymond Kurzweil befindet – dass Veränderungen sich weiter beschleunigen und mit eher linear verlaufenden Veränderungen früherer Zeiten nicht zu vergleichen sind? Wie lässt sich mit beschleunigtem Wandel umgehen und welche Rolle spielt Kontinuität dabei?
THEMA
    Um es vorwegzunehmen: Veränderungen erfolgen heute exponentiell, also schneller als früher. Das ist belegt und nicht nur eine gefühlte Wahrnehmung. Der oben bereits zitierte US-Amerikaner Raymond Kurzweil, Futurist, Erfinder des ersten Lesegerätes für Blinde, Autor und technischer Entwickler von Google, spricht von einem „Eintritt in ein Zeitalter der Beschleunigung“ und von einer – gemessen an der Veränderungsrate und Veränderungserfahrung des letzten Jahrhunderts – Verzehnfachung der Geschwindigkeit im 21. Jahrhundert.
Kontinuität als ein Festhalten an Vergangenem nach dem Motto „So haben wir das immer schon gemacht!“, dürfte kaum tauglich sein, Zukunft erfolgreich zu gestalten. Andererseits sprechen wir aber auch von „kontinuierlichen Prozessen“ und „kontinuierlichen Entwicklungen“.
Es gibt ausreichend Beispiele, die zeigen, dass Kontinuität nicht nur wichtig, sondern Voraussetzung für Erfolg ist. Im Sport zum Beispiel. Kein Leistungssportler wird es bis in die Spitze schaffen, wenn er altersmäßig nicht früh genug mit dem Training beginnt und sich kontinuierlich weiterentwi- ckelt. Selbst im Freizeitsport wird nur derjenige langfristig profitieren, der stetig und regelmäßig übt oder trainiert.
Personaltrainer etwa, die auf dem Weg zum Marathon begleiten, berichten, dass Ungeduld und Unregelmäßigkeit die häufigsten Ursachen sind, das Ziel, einen Marathon zu laufen, nicht zu erreichen. Viele sind kurz motiviert, geben für zwei bis vier Wochen Gas und hören dann aus irgend- welchen Gründen auf.
4
 


























































































   2   3   4   5   6