Page 7 - im Dialog
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 THEMA
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Echtes Multitasking – eine Illusion
Wie heißt es so schön: Frauen sind beim Multitasking Männern gegenüber im Vorteil. Dies kann getrost als Mythos abgeheftet werden. Echtes Multitasking ist fürs Gehirn rein physiologisch kaum möglich. Im Gehirn laufen zwar ständig viele Prozesse gleichzeitig ab – die meisten davon unbewusst – aber zu unterscheiden sind Multitas- king und komplexe Handlungen. Grundsätzlich können Prozesse, die in unterschiedlichen Hirnarealen stattfin- den, gleichzeitig ablaufen. Man kann sprechen und dabei mit den Händen etwas tun. Auch am Telefon einem Gesprächspartner zuzuhören und gleichzeitig visuelle Informationen aufzunehmen, ist kein Problem.
Jeder kennt quasi automatisch ablaufen- de komplexe Prozesse wie Autofah- ren oder Radfahren, bei denen man
sich unterhalten kann. Anders
ist es mit Prozessen, von de- nen das Gehirn nur einen pro Zeiteinheit ausführen kann. Die Neurowissenschaft- ler sprechen von „Tasks“,
Konzentration steigern Tipps, die helfen
Sie wissen manchmal nicht, wo Ihnen der Kopf steht? Das Gehirn ist unser Motor. Damit er rund läuft, braucht er Pflege. Dinge, die unser Gehirn liebt:
Sauerstoff
An der frischen Luft tief durchatmen. Wer kennt dies nicht als Wohltat für Körper und Kopf? Regelmäßiges Lüften und kurze Spaziergänge helfen.
Flüssigkeit
Ist nicht ausreichend Flüssigkeit vorhanden, wird das Gehirn schlechter mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Kopfschmerzen können Folge eines Flüssigkeits- mangels sein. Ausreichend trinken, am besten Wasser.
von Aufgaben, die ein Nachdenken und Konzentrieren erfordern. Entscheidungen zum Beispiel benötigen eine zentrale Aufmerksamkeit, die nicht teilbar ist. Wenn man am Telefon gefragt wird, welcher Termin besser passt und gleichzeitig per Mail angefragt wird, ob bestimmte Unterlagen kopiert werden sollen, können diese Prozesse nur nacheinander ablaufen. Der Neurobiologe Henning Beck hält echtes Multitasking für eine Illusion. „Wer im selben Zeitraum telefoniert und E-Mails liest, erledigt beides abwechselnd, indem das Gehirn blitzschnell hin und herspringt. Etwas, das für das Großhirn sehr auf-
wendig ist, unterm Strich länger dauert und schließlich Stress produziert“.
Quelle: Henning Beck, Neurowis- senschaftler, Science Slammer und Buchautor. In Vorträgen und Büchern erklärt er, wie unser Gehirn im Arbeitsle-
ben tickt.
Ausreichend Schlaf
Nur ausgeruht können Kopf und Körper Höchstleis- tung bringen. Ausreichend schlafen und tagsüber immer wieder Ruheinseln schaffen.
Bewegung
Körperliche Aktivitäten helfen dem Gehirn, abzu- schalten und steigern die Konzentrationsfähigkeit.
Neues lernen
Wer Neues lernt, schafft neue Verknüpfungen. Etwas, das unser Gehirn liebt.
Quelle: Lena Wittneben, Gedächtnistrainerin











































































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