Page 11 - im Dialog
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PRIVAT
Höchste Form der Konzentration – Meditation
Manche halten Meditation immer noch für etwas Spiri- tuelles oder ein Abdriften in tranceähnliche Zustände. Dies mag an seiner traditionellen religiösen Herkunft liegen. Die aber seit den 1970-er Jahren im Westen praktizierten Meditationsmethoden sind genau das Gegenteil.
Wie funktioniert‘s?
Es gibt unterschiedlichste Medi- tationstechniken und Richtungen, Meditation ist nicht Nichtstun und auch keine Entspannung. Von beidem unterscheidet sie sich grundlegend. Meditation, abgeleitet aus dem Latei- nischen „meditatio“, bedeutet so viel wie „nachdenken“, „nachsinnen“. Da- bei wird die Aufmerksamkeit im Geist immer wieder auf einen Punkt gelenkt. Dies kann die Beobachtung des Atems, auch das Schauen in eine Kerze oder das Betrachten eines Bildes sein. Wer versucht, sich nur für 30 Sekunden voll auf seinen Atem zu konzentrieren, stellt schnell fest, dass die Gedanken schweifen und die Konzentration auf den Atem verlorengeht. Die Übung be- steht darin, die Konzentration immer wieder auf den Atem oder das jewei- lige Meditationsobjekt zurückzubrin- gen. Meditation ohne Konzentration ist unmöglich. Um in den Zustand der Meditation zu gelangen, muss man konzentriert sein und zwar vollständig konzentriert. Allerdings ohne etwas zwingen oder erreichen zu wollen: ein absichtsloses, spielerisches Zu- rückbringen der Konzentration sozu- sagen. Übung macht bekanntlich den Meister. Ähnlich wie Sonnenstrahlen, die mithilfe eines Vergrößerungsglases gebündelt etwas zum Brennen brin- gen können, lässt sich der Geist durch Konzentration stärken und schärfen, auf einen Punkt fokussieren. n
Mehr Präsenz und Aufmerksam- keit gehen kaum. Meditation ist eine Technik, mit der sich die Funktion des Geistes schulen lässt. Einem gezielten körperlichen Training zum Muskelaufbau vergleichbar, trainiert Meditation das Gehirn. Geschult werden Aufmerksam- keit, Konzentration und Kontemplati- on. Inzwischen belegen weltweit rund 4.000 Studien die vielfältigen positiven Wirkungen von Meditation auf Geist und Körper, insbesondere im Umgang mit Stress. Britta Hölzel von der TU München und Sara Lazar von der Harvard Medical School untersuchten 2.011 Teilnehmer eines achtwöchigen Meditationspro- gramms und konnten feststellen, dass vor allem die Gehirnregion gestärkt wer- de, die für die Selbstregulation zuständig ist. Sie fanden heraus, dass Meditieren- de angemessener und überlegter auf Stresssituationen reagieren können, anstatt impulsiv ihren Emotionen zu folgen.
Konzentration und die Fähigkeit, ei- nen mentalen Fokus zu halten, lassen sich durch Meditation trainieren. Und dies bereits nach relativ kurzer Trai- ningszeit, wie Forscher der University of Carolina herausfanden. Sie ließen ihre Probanden nur 4 Tage lang 20 Minuten meditieren, während der Kontrollgrup- pe ein Hörbuch vorgespielt wurde. Vor und nach dem Programm maßen die
Forscher die visuelle Aufmerksamkeit, Wachsamkeit und die Gedächtnisleis- tung. Die Meditationsgruppe erzielte in allen Tests bessere Ergebnisse. Neurowis- senschaftler begründen dies damit, dass die Gehirnbereiche bei regelmäßig Medi- tierenden stärker miteinander verknüpft sind. Die Betonung liegt auf regelmäßig – wie beim Körpertraining. Bleibt es aus, bilden sich die Muskeln zurück.
Auch das vegetative Nervensystem profitiert von regelmäßiger Meditation, indem es nachweislich den Kortisolspie- gel senkt und für Entspannung und in- nere Ruhe sorgt.
  Buch und Audio-Anleitung:
Sixpack im Kopf,
Buch und Audio für ein tägliches Training der Konzentration. Nicole Roewers und Florian Heinzmann www.unity-training.de
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